Mit 9,3 Millionen Zusehern und einem Einspielergebnis von 65 Millionen Euro brach „Quo vado?“ in Italien bis dato alle Einspielrekorde und avancierte damit zum aktuell erfolgreichsten italienischen Film aller Zeiten. Am 23. September läuft der Streifen auch in den österreichischen Kinos an. Kleiner Wermutstropfen: Wer dachte die Zeiten, in denen sich deutsche Verleiher seltsame Titel ausdachten, sind vorbei, wird mit dem leider auch hierzulande beworbenen Titel „Der Vollposten“ erneut eines besseren belehrt. Da hilft auch der etwas geistvollere Untertitel „Avanti Beamti“ nicht viel. Traurig ist der Titel vor allem deshalb, weil es in „Quo vado?“ um mehr geht als um besagtem „Vollposten“.
Tatsächlich zeugt der Film von einem Land in der Krise, das sich fragen muss, wohin der Weg in Zukunft führt. Will man sich auf alten Errungenschaften ausruhen und alten Lebensmodellen nachhängen oder sich fit für die Zukunft rüsten? Will man im Machismo erstarren oder gleichberechtigt neben dem Partner schreiten?
Behandelt werden diese Fragen ausschließlich auf selbstironische Weise. Es gibt vermutlich kein italienisches Klischee, das nicht anhand der Odyssee des Hauptdarstellers, ein 38jähriger Beamter, der immer noch bei seinen Eltern wohnt, angesprochen wird. Dargestellt wird der Widerspenstige, der nach einer Verwaltungsreform einfach nicht das berufliche Handtuch werfen will, weil er sonst seinen geliebten Fixposten aufgeben müsste, und deshalb von einem schrecklichen Posten zum nächsten versetzt wird, vom bekannten italienischen Komiker Checco Zalone.
Zalone selbst gilt in Italien mittlerweile als Superstar; der Erfolgsfilm des aus einer apulischen Arbeiterfamilie stammenden Komikers wurde mittlerweile auch schon vom italienischen Ministerpräsidenten Matteo Renzi in einem Interview mit der Tageszeitung „La Stampa“ geadelt. Er hätte von Anfang bis Ende gelacht, hieß es da.
Mit „zalonismo“ aufrütteln und versöhnen
Derweil sind die Themen die Regisseur Gennaro Nunziante und Checco Zalone – der im Film im übrigen unter eben diesem, seinem Künstlernamen, auftritt – durchaus ernst und brandaktuell – befindet sich das Land unter Renzi gerade in einer massiven Umbruchphase und die im Film angesprochenen Themen korresponidieren mit der Reformpolitik des italienischen Politikers. Bekämpfung der Korruption, Umstrukturierungen in der öffentlichen Verwaltung, die Einführung einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft – das alles sind Themen in Renzis Reformpolitik und finden auch Eingang in den Film.
Zalone selbst, dessen Art der Komik mittlerweile schon als „zalonismo“ bezeichnet wird und sich durch das Umarmen des Gegensätzlichen und der Demontage eines kulturellen und sozialen Snobismus mit Happy End auszeichnet, spricht von der Komödie als Mittel der Versöhnung, eine Versöhnung der Italiener mit dem restlichen Europa und den „unterschiedlichen Stämmen der italienischen Gesellschaft“.
Diese „Stämme“ werden trotz aller Unzulänglichkeiten allesamt recht liebevoll gezeichnet. Vom Mafiaboss, dem sein geliebter Tiger abgenommen wird, über den Umweltsünder, der gerade Tonnen von Plastik in die Landschaft kippt, bis hin zur überfürsorglichen Mama (Ludovica Modugno), die sich damit abfinden muss, dass ihr Sohn unter Anleitung seiner großen Liebe Valeria (Eleonora Giovanardi) selbst das Bügeleisen schwingt und für deren drei Kinder (allesamt von unterschiedlichen Männern) kocht. Tempora mutantur – die Zeiten ändern sich eben und auch wenn Checco Zalone sich in seine heile Welt der Fixanstellung, in der Beamte wie Könige hofiert werden und in der sich mit Bestechung so einiges regeln lässt, zurücksehnt, so muss er sich letztendlich doch irgendwann in Bewegung setzen und fragen „wohin gehe ich“?
Der Vollpfosten. Avanti beamti (Quo vado?). Ein Film von Gennaro Nunziante. Mit Checco Zalone, Eleonora Giovanardi, Sonia Bergamasco, Ludovica Modugno uvm. Italien 2016. 86 Minuten
Kinostart: 23. September 2016
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